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Meine Freunde, mein Leben und ich
oder: “Wenn du ich wärst, wer wärst du dann?

Vorwort |Kapitel 1 | Kapitel 2 | Kapitel 3 | Kapitel 4 | Kapitel 5 | Kapitel 6 | Kapitel 7 | Kapitel 8 | Kapitel 9 | Epilog

Kapitel 8

Ein Scheiß auf die Engel!

- „Hey Kleine!“

- „Du schon wieder!“, stöhnte ich verzweifelt. Das hatte mir noch gefehlt. Gequält verzog ich das Gesicht und versuchte das imaginäre Licht zu vertreiben.

- „Jap, ich. Ich sagte ja, dass ich wiederkomme, wenn du dein Leben nicht langsam mal in den Griff kriegst!“.

- „Mh“, machte ich nur und sah niedergeschlagen auf meine Blümchenbettdecke.

- „Du bist ein Waschlappen!“

- „Was?“, erwiderte ich schockiert.

- „Ein Waschlappen, ein schlabberndes, nutzloses Ding, mit dem man nichts anfangen kann außer irgendetwas damit abzuputzen!“, sagte der Engel sachlich. Ich hingegen stockte, hatte er das gerade wirklich gesagt? „Dein Leben gerät aus den Fugen und du schwelgst in Selbstmitleid, glaubst du davon wird es besser?“, fragte der Engel und wenn er das so sagte – ja, dann war es zum lachen und ein mildes Lächeln zeichnete sich auf meinen Lippen ab. „Ich will das lebensfrohe, starke Mädchen wieder haben, sonst musste du mich fortan jede Nacht anhören, aber wenn du das willst...“ – jemanden, der mich Waschlappen nannte? Nein, danke!

- „Ne, ne... ich pack das schon!“, sagte ich hastig, doch das geflügelte Gespinst meiner Fantasie schien zu zweifeln.

- „Ach ja?“, hakte er nach. Ich hatte bereits vor eifrig zu nicken, doch dann ließ ich es bleiben und schüttelte bedauernd den Kopf. Zufrieden nickte der Engel. „Siehst du. Aber du weißt, was du tun musst. Schieb diesen Kerl ab, der ist es nicht wert! Du kriegst jemand anderen, auch wenn du es nicht glauben willst“, beruhigte er mich. Doch ich schüttelte heftig den Kopf. Das Geschöpf seufzte lediglich und ich spürte, wie etwas Warmes, Weiches meine Schultern streifte und sich darauf nieder legte. Einen Moment lange setzte mein Herz aus. Meine Fantasie war selten so stark, dass ich sogar meine etwas zu spüren! Vielleicht war er ja doch real, dieser Engel! Doch ich verwarf den Gedanken. Genauso wie ich den verwerfen wollte, Christian abzuschieben.

- „Ich dachte, ich hätte ihn längst abgeschrieben“, murmelte ich leise und schluchzte. Ich war ne schreckliche Heulsuse, wirklich. Der Engel hatte Recht, ich war ein klatschnasser Waschlappen. Klatschnass!

- „Aber?“, fragte er.

- „...wenn er mich fragen würde, ob ich mit ihm zusammen sein mag... ich weiß genau, dass ich ja sagen würde!“, antwortete ich heftig. Heftiger als geplant. Verständnisvoll nickte der Engel.

- „Ich verlange nicht von dir, dass du diesen Gedanken loswirst. Aber lebe wieder dein Leben! Du kannst dein Leben nicht nach einem Jungen ausrichten, der vielleicht ein etwas größeres Stück in deinem Herzen einnimmt als alle anderen!“. Ich musste erkennen, dass er Recht hatte. Egal was ich sagte, er blieb im Recht und das war und blieb eine unumstößliche Tatsache.

Diesmal verschwand er ohne Verabschiedung oder Warnung. Ohne Geräusch und ohne ein weiteres Wort. Er war einfach plötzlich Weg und ich legte die Hand auf meine Schulter, dort wo ich seinen Flügel zu spüren gemeint hatte. Doch meine Schulter war genauso kalt wie zuvor, von den wärmenden Flügeln war nichts mehr zu spüren.

Niedergeschlagen wie zuvor, wenn auch aus anderem Grund, ließ ich mich in mein Kissen sinken und schlief nahezu augenblicklich ein. Doch diese Nacht träumte ich nicht von „ihm“. Oder von Engeln. Oder von sonstigen verwirrenden Dingen. Ich träumte von der Zukunft und wie schön mein Leben werden konnte – wenn ich es zuließ.

Morgens hatte ich den Traum vergessen. Doch an mir haftete noch immer ein wenig Glücksgefühl, das mich durch den gesamten, folgenden Tag begleitete.