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Meine Freunde, mein Leben und ich
oder: “Wenn du ich wärst, wer wärst du dann?

Vorwort |Kapitel 1 | Kapitel 2 | Kapitel 3 | Kapitel 4 | Kapitel 5 | Kapitel 6 | Kapitel 7 | Kapitel 8 | Kapitel 9 | Epilog

Kapitel 3

Sechs Tafeln Schokolade bitte

Es war wie jedes Jahr. Ich freute mich stets wie ein Elch darauf und wenn es dann da war, wurde es viel zu schnell langweilig. Ich rede von den Sommerferien, ja. Die Welt ist doch grausam. Ich finde sechs Wochen Ferien am Stück viel zu lang! Und wenn ich mir vorstelle, dass die in anderen Ländern sogar noch länger Ferien haben, wird mir schlecht. Schlecht geworden ist vermutlich auch der Kassiererin, als ich sie um sechs Tafeln Schokolade bat. Zwei Zartbitter, zwei Vollmilch und zwei weiße Schokoladetafeln. Ich kann ja mal die Gedanken der schwer übergewichtigen Frau mit der schiefen Hochsteckfrisur, die ich wie jedes Mal viel zu gerne gerade rücken würde, aussprechen: „Eine Tafel Schokolade ist Traurigkeit, zwei sind Depressivität, drei sind die folgende Fressattacke… aber sechs?“. Ich hatte herzlich wenig Lust auf diesen Gedankengang, der mit einem geschockten Blick zum Ausdruck gebracht wurde, einzugehen. Ich bemerkt selbstverständlich auch, wie sie unter meinem T-Shirt nach vermeidlichen Fettpolstern suchte… mehr oder weniger vergeblich versteht sich… Erst als die Omi mit ihrem Enkelkind hinter mir drängelte, deren Einkaufswagen mit lauter „kleinen Geschenken“ vollgepackt war (frei nach dem Motto: „Wenn du mit einkaufen kommst, darfst du dir auch was KLEINES aussuchen), ließ mich die Kassiererin bezahlen und ich wurde mit sechs Tafeln Schokolade, drei Flaschen Pepsi und zwei Tüten Chips aus dem Laden entlassen.

„Das hat aber gedauert, du“, meinte Yuki kopfschüttelnd und ich nickte seufzend. „Hast du den Rockstar?“, fragte ich und linste in die schwere Tasche, die sie trug. „Jap, klar“, meinte sie grinsend und während sie so dämlich vor sich hin grinste, stellte ich sie mir bereits mit 500ml purem Koffein im Blut vor. Eine mehr als gruselige Vorstellung, die sich später noch bewahrheiten sollte. Doch es war gerade erst Mittag und so blieb und noch jede Menge Zeit – vielmehr mir – alles vorzubereiten.

Meiner Meinung nach war der Berg viel zu steil.

„Ähm, Mary?“

Viel, viel, viel zu steil!

„Mary?“

Vielleicht war meine Kondition aber auch einfach total im Eimer.

„MARY?“

Vermutlich die wahrscheinlichere Variante…

„MARYYYYYYYYYYYYY!“

„Ja, wasn los?“, erwiderte ich schnaufend.

„Beate, Tina und Ursula verabschieden sich gerade“, meinte Yuki trocken und wich auf dem schmalen Wanderpfad einen Schritt nach links aus, um drei rollenden Pepsiflaschen aus dem Weg zu gehen, die fröhlich den Berg hinunterkullerten, den ich sie so mühevoll hinauf getragen hatte. Sekundenlang starrte ich ihnen hinterher, sah die zerrissene Plastiktüte in meiner Hand an, die auf erstaunliche Weise viel leichter war als vorher, ehe ich Yuki verzweifelt ansah, die pfeifend den Weg weiter hinauf ging. „Wir sehen uns obeeeen!“, rief sie mir zu und genervt stapfte ich den Weg wieder hinab. Den drei 1,5 Liter Damen hinterher.

 

Letzten Endes schafften wir es erfolgreich sowohl Beate, als auch Ursula und Tina erfolgreich in mein Zimmer hinauf zu bringen, ohne dass meine Mutter fragte, wofür um alles in der Welt wir 4,5 Liter Koffein brauchten. Mal ganz abgesehen davon, dass in dem Zeug mörderisch viele Kalorien waren. Bei Yuki machte das nichts, bei der löste das Koffein einen derart hohen Bewegungsdrang aus, dass die unangenehme Nebenwirkung der Pepsi, nämlich das Fett ansetzen, bei ihr ausblieb.

So, nun folgt ein etwas komplizierter Part, für alle diejenigen, die ICQ nicht kennen. Für alle anderen: Ich bekam eine Nachricht, also könnt ihr euch das Geräusch vorstellen. Für die anderen… ICQ macht ein extrem nerviges Geräusch, sobald du eine sogenannte Sofortnachricht von einem anderen ICQ-Nutzer bekommst. Stell dir einfach das nervigste Geräusch vor, das du dir in deiner Fantasie ausdenken kannst und verdopple dieses, dann hast du den ICQ-Nachrichtensignalton. Jedenfalls ertönte genau das Geräusch in dem Moment, in dem ich Yuki zur Haustür gebracht und wieder in mein Zimmer gestapft kam. Schnell wieder der Blitz saß ich auf meinem Schreibtischstuhl und fuchtelte wie wild mit der Maus, damit der Bildschirmschoner verschwand. „Hi“. Woah, voll toll. Er hat mich begrüßt! Mich begrüßt! Einfach so! Jippieh! Ohne, dass ich ihn angeschrieben hab. Ich bin begeistert. Zudem, und das freut mich besonders, kann ich davon ausgehen, dass er nicht irgendwelche Hausaufgaben von mir haben möchte oder so, denn es sind ja Ferien! Also schreib ich, nachdem ich mich dreieinhalb Minuten lang gefreut habe, endlich zurück. „Hi“, tippe ich fix.

  • „Wie geht’s?“
  • „Gut, dir?“ – zugegeben, mir geht es nicht gut, mir geht es fantastisch!
  • „Jo, auch, was machste?“, ich beaufsichtige Beate, Tina und Ursula, damit sie nicht weglaufen. He, das kann ich doch nicht schreiben! Wie uncool ist das denn?
  • „Nix besonderes, du?“
  • „Zocken“. Okay, wieso überrascht mich das jetzt nicht? Ich meine, ich zocke auch gerne. Ja. Ab und zu. Aber Christian (genannt Chrizoo oder Chrizly) ist Dauerzocker. 24h sind für ihn keine Hürde, da bin ich mir sicher. Und wenn er nicht zockt, dann muss er arbeiten. Von seinen Eltern aus. Insofern ich das richtig verstanden habe. Aber wer hat denn was gegen Kohle verdienen? Hallo?
  • Übrigens, hier ein paar Hintergrundinformationen: Er ist 16, aufgrund von Faulheit, nicht von Dummheit, sitzen geblieben und jetzt in meiner Klasse. Wenn irgendein schlauer Rechenfuchs da draußen mitgerechnet haben sollte, ist da immer noch ein Jahr Alterunterschied. Richtig! Ich hab die zweite Klasse übersprungen. War kein Kunstwerk. Ich bin nach wie vor faul und lerne kaum und bin trotzdem gut in der Schule. Was will frau mehr?
  • „Hallo, noch da?“ – ja klar, aber was soll ich schreiben? Wenn du irgendwas Intellektuelles erwartest, dann bist du hier an der falschen Adresse. Nicht grundsätzlich, aber im Moment schon.
  • „Ähm, ja“.
  • „Kay, ich bin dann mal weiter zocken, kommst du auch?“.
  • „Ne, meine Freundinnen kommen gleich, sorry“.
  • „Aha, okay dann bb“ – Okay, noch ein paar Hintergrundinformationen. Ich hasse es, wenn jemand unfreundlich wird, ohne dass er oder sie einen Grund hat. Das Wort „aha“ zeugt von purem Desinteresse. Und wenn ihn nichts interessiert, was ich mache, dann soll er es doch einfach dabei belassen still schweigend zu zocken und mit seinen Kumpels zu chatten – nicht mit mir. Allerdings ist genau das der Grund, wieso ich denke, dass er genau das gleiche von mir denkt, wie ich von ihm. Von wegen Schmetterlinge im Bauch und so.
  • Pünktlich um halb fünf klingelte es an der Tür. In der Zwischenzeit hatte ich die beiden Sessel in meinem Zimmer von ihren blauen Überzügen befreit und ausgeklappt, sodass nun zwei Bettchen bereit standen. Beide bezogen und das eine mit Delfinbettwäsche, das andere mit der klassischen „Ich hab dich lieb“-Bettwäsche (die ist lila und das steht tatsächlich drauf – was denn, ich steh auf so was!) und mein eigenes, stinknormales, langweiliges Bett in dem ich jede Nacht zu schlafen pflege mit weißer Blümchenbettwäsche ausgestattet. Ich weiß auch nicht, was mich da geritten hat… Außerdem hatte ich selbstverständlich den Tisch hinter den Betten mit gekühlter Pepsi und Rockstar bestückt, sowie die zwei Chipstüten auf drei Schüsseln verteilt. Ich schätze mal viele von euch fragen sich jetzt, wieso ausgerechnet drei Schüsseln, sechs Tafeln Schokolade (die noch im Kühlschrank schlummerten, denn sie sollten ja nicht schmelzen, Schokolade war da sehr empfindlich) und drei Betten?
  • Ich rannte hinunter zur Tür, schlüpfte in meine Sandalen, brüllte meiner Mutter zu wir wären am Bahnhof, es könnte dauern und war gleich darauf durch den Türspalt verschwunden. Handy und Schlüssel in der Tasche, es konnte losgehen. Yuki und ich stapften den gleichen Weg zurück, den wir heute Mittag mit Beate, Tina und Ursula genommen hatten – den ich also heute zum vierten Mal lief und nachher noch mal laufen würde.

    „Und eben haben die sich wieder angeschrien, nur weil mein Vater die Kaffeetasse hat stehen lassen“, meinte Yuki bedrückt und ich schüttelte verständnislos den Kopf. „Die haben sie doch nicht mehr alle… aber die vertragen sich bald wieder, bestimmt. „Das glaub ich kaum“, meinte Yuki leise und somit war das Gespräch beendet. Ich war noch nie gut im Trösten gewesen, zumindest glaubte ich das und es gab niemanden, der mir einmal das Gegenteil gesagt hatte. Und wie ihr wisst kann ich mit Komplimenten ohnehin nicht umgehen, also was solls? Fortan schweigend gingen wir nebeneinander her an der nahezu menschenleeren Hauptstraße entlang. Wieso eine Hauptstraße leer war? Nun, an unserer Hauptstraße liegen drei Bahnübergänge, in letzter Zeit wird ständig einer dieser Bahnübergänge „renoviert“, was im Klartext bedeutet, dass die Hauptstraße dauernd gesperrt wird und alle einen Umweg fahren müssen. Uns beiden passte das ganz gut, denn so konnten wir einfach über den Mittelstreifen spazieren, ohne dass etwas passierte.

    „Der Zug kommt um 16.59 oder?“, fragte ich Yuki und holte mein Handy raus, um auf die Uhr zu schauen, denn der Versuch die Bahnhofsuhr von Gleis Zwei zu lesen – auf die Entfernung vom gut 100 Metern Luftlinie – war fehlgeschlagen. „Jap, kommt er“, bestätigte Yuki, nun etwas besser gelaunt als vorher. Wir trabten bequem in Richtung Gleis Zwei, durch die Unterführung und die Treppe wieder hinauf. Generell tendierten wir eher dazu zu früh loszugehen, weshalb wir auch heute gut zehn Minuten zu früh am Bahnhof ankamen. Natürlich war die einzige Bank weit und breit besetzt und so mussten wir, der sengenden Hitze ausgesetzt, stehend auf die Ankunft des Zuges warten. Gelangweilt trat ich an den Rand des Gleises und sah auf die Schienen hinab. „Glaubst du, wenn man sich zwischen die Schienen legt, überlebt man einen vorbeifahrenden Zug?“, fragte ich Yuki, doch diese rollte lediglich desinteressiert mit den Augen. „Nein Mary, das probieren wir jetzt nicht aus!“, sagte sie mit übertrieben ernster Stimme und wir kicherten drauf los. Auf diese Art und Weise – also mit völlig sinnlosen Gesprächen und Diskussionen über „was wäre wenn“ vertrieben wir uns die Zeit, bis endlich die monotone, typisch verzerrte Stimme aus dem Lautsprecher ertönte und verkündete, dass…

    …der Zug fünf Minuten Verspätung haben würde. „Och nö, auf die Bahn ist Verlass, die kommt immer zu spät“, meinte Yuki stöhnend ließ sich einfach auf dem heißen Steinboden nieder. Ganz abgesehen davon, dass uns die Leute komisch anstarrten, war die Aussicht eine andere. Also setzte ich mich neben Yuki und amüsierte mich prächtig darüber, dass uns alle mit ihren Fischaugen anglotzten und dabei derart ungeniert über uns redeten, dass es für die lästernden schon mehr als peinlich war. „Erstaunlich, wie oberflächlich Menschen sein können“, dachte ich kopfschüttelnd und seufzte. Ich lehnte mich zurück, stützte mich auf meinen Unterarmen auf und ließ mir die Sonne auf die blasse Haut strahlen. Erstaunlicherweise bekam ich nie Sonnenbrand… Den letzten hab ich mir glaub ich im Griechenlandurlaub vor ein paar Jahren zugezogen… Lang ist es her. In diesen Ferien fahren wir nicht weg, weder Yuki noch ich – und das passt uns beiden sehr gut in den Kram. Letztes Jahr war es genauso gewesen, doch da hatten wir etwas ganz andere im Kopf gehabt als Ferien zu machen. Wir haben damals zwei Dachgeschosse wieder hergerichtet, wenn ich mich richtig erinnere.

    Ich musste grinsen und bekam, in Gedanken versunken wie ich war, die Ankunft des Zuges kaum mit. Erst als Yuki mich anstupste sprang ich erschrocken auf und ging den Anreisenden aus dem Weg. Aufgeregt hielt ich nach meiner zweiten besten Freunden Ausschau.

    Achtung, Hintergrundinformationen: Ich hatte drei beste Freundinnen und keine der drei hatte ein Problem damit, dass ich die andern zwei genauso als beste Freundinnen bezeichnete, wie sie selber. Yuki kennt ihr ja schon, die zweite lernt ihr jetzt kennen und die dritte… nun ich glaube die muss noch etwas warten, ich hoffe sie entschuldigt, doch ihr Kapitel wird ebenfalls noch kommen.

    Nun, ich hielt also Ausschau und musste nicht allzu lange suchen, bis ich die über 1,70 große Person mit den blonden Haaren entdeckte. In der Masse ging sie zwar kurz unter, doch tauchte sie augenblicklich wieder auf und kam auf uns zu gerannt. Yuki neben mir raste natürlich sofort los und ich musste grinsen. Irgendwie war ich froh, dass die zwei sich so gut verstanden. Ein klein wenig weniger aufgeregt als Yuki fiel ich Fee ebenfalls in die Arme. Wir kannten uns seit… naja eigentlich schon immer und obwohl sie fast zwei Köpfe größer war als ich, war ich die Ältere von uns beiden. Sie hatte zwei Wochen nach mir Geburtstag und demnach war Yuki die Jüngste im Bunde. Nicht, dass das einen Unterschied machte, ich wollte euch nur nicht im Unklaren lassen!

    Natürlich kannte Fee unser Versteck, das wir vor anderthalb Jahren errichtet hatten, doch es hatte ein paar Monate gedauert, bis Yuki und ich uns überwunden hatten, es ihr zu erzählen. Zudem kam Fee nur alle zwei Wochen her. Ihre Eltern lebten getrennt und sie lebte bei ihrer Mutter und bei ihrem Stiefvater in Duisburg. Mit anderen Worten, sie lebte am anderen Ende der Welt. Auf dem Weg zum Fabrikgelände (der einzige Grund, weshalb ich meiner Mutter sagte, es könne dauern) sprachen wir über die typischen, belanglosen Dinge, bis wir auf das altbekannte, für gewöhnlich recht nervige, Thema „Jungs“ kamen. „Hä? Wie heißt der Kerl? Und seit wann bist du mit dem zusammen? Hab noch nie was von dem aus deinem Mund gehört… he, Moment… Doch nicht etwa DER Siam, oder?“, fragte ich entsetzt und starrte Fee an, die mir soeben etwas von ihrem neuen Lover erzählte. Zwar war sie jünger als ich – zugegeben, zwei Wochen waren nicht die Welt – aber dafür hatte sie für jeden Tag den sie jünger war als ich auch einen Freund mehr gehabt, zumindest konnte man es sich ungefähr so vorstellen. „Äh, der müsste auf deine Schule gehen, glaub ich“, meinte sie zögerlich. Ich stöhnte entsetzt und schlug die Hände vors Gesicht. „Schwarze Locken, Pickel im Gesicht und 11. Klasse?“, fragte ich. Mittlerweile waren wir an dem eisenbeschlagenen Tor der Fabrik angekommen. Wir schoben es mit Leichtigkeit auf und befanden uns auf einem gigantischen, trost- und verwahrlosten Gelände. Frustriert kickte ich einen Kieselstein vor mir her, während Fee nachhakte. „Ja… Was ist denn mit dem?“. Ich steckte die Hände in die Hosentaschen meiner Bluejeans und seufzte. „Naja, ich bilde mir ja für gewöhnlich selber ein Bild, aber bei uns in der Schule kursieren halt so Gerüchte, dass der schon x Freundinnen gehabt hat und jede mit ihm Schluss gemacht hat, weil er nur auf Sex aus war. Und bei jeder kommt der wohl wieder angekrochen“, meint ich und grummelte missmutig vor mich hin. Hatte nur ich das Gefühl, oder geriet meine älteste Freundin immer an die Falschen? Ich rieb mir die Schläfen und fixierte dann eines der endlos vielen Gebäude mit den still gelegten Maschinen und den längst nicht mehr qualmenden aber nach wie vor verrußten Schornsteinen. Die Gebäude sahen alle gleich aus, doch mittlerweile hatte ich mir gemerkt, in welches ich hinein gehen musste, nachdem ich mich zu Beginn dauernd verlaufen hatte. Yuki ebenso. Unser Orientierungssinn war vollkommen im Eimer… oh, da habe ich eine lustige Geschichte, die ich euch erzählen kann!

     

    Zeltwochenende vor zwei Jahren. Ein großer Zeltplatz, der unter Wasser steht und deshalb auch kein Zelten. Stattdessen übernachten wir in der nahe gelegenen Jugendherberge und lassen es uns gut gehen. Nun, jedenfalls machten sich Mary und Yuki eines Abends auf den Weg und erkunden ein wenig die Gegend. Sie laufen durch den lichten Wald, der zwischen Zeltplatz und Herberge liegt. Sie sind einmal um die Herberge herum gelaufen, stehen hinter zwei, drei Bäumen vor dem Eingang und sehen sich beide völlig orientierungslos um. „Hä? Wo sind wir?“. Heute kann keiner der beiden mehr sagen, wer damals gefragt hat, doch in den Köpfen der beiden ratterte es gewaltig. Sie hatten wirklich keine Ahnung, wo sie waren, doch nach ein paar Minuten angestrengter Suche (hust) fanden sie dann den Eingang der Herberge. So ein Glück…

     

    Ein perfektes Beispiel für unseren fehlenden Orientierungssinn. Mittlerweile war Yuki vorgeklettert und hatte es sich bereits auf dem Dachboden bequem gemacht. Ich kletterte ihr hinterher, nur Fee brauchte ein wenig länger. Immerhin war sie nicht allzu oft hier. Ich schaltete sofort den Fabrikventilator an, denn es war erdrückend heiß im Raum. Fee setzte sich an den Schreibtisch und packte ihr Laptop aus. Yuki und ich hatten unsere nicht mitgenommen, wozu auch? „Also, du bist dir ganz sicher, dass da der hier ist?“, fragte Fee und deutete auf ein Bild auf ihrem Bildschirm, auf dem ich Siam eindeutig wieder erkannte. Pickelfresse, dümmliches Grinsen… nun, wenn sie nicht auf mich hören wollte, war sie es selbst Schuld. „Ah“, meinte ich trocken und hob die Brauen. „Wenn du meinst“, meinte ich und wendete mich ab. Irgendwie ging unser Geschmack was Jungs anging ganz schön auseinander. Ansonsten verstanden wir uns prächtig. Missmutig klappte Fee ihr Laptop zu und ließ es auf dem Schreibtisch stehen. Ich erinnerte mich daran, wie lange Yuki und ich gebraucht hatten, um das Ding a) hier hoch zu schleifen und b) die Ringe, die die Kaffeetassen hinterlassen hatten wegzuschrubben. Ich lächelte milde und schreckte aus meinen Gedanken auf, als Fee staunend meinte: „Cool, der Kühlschrank steht aber noch nicht lange hier, oder?“. Yuki schüttelte den Kopf und stand von ihrem Sitzplatz auf dem Boden auf. Am ganzen Gespräch hatte sie nicht so recht teilgenommen, war wohl nicht so ganz ihre Welt. Wieder musste ich lächeln und eilte ihr sofort hinterher aufs Dach hinauf. „Wir müssen um elf daheim sein. Meine Schwester schläft bei meinen Großeltern und meine Eltern sind auf diesem komischen Klassentreffen“, meinte ich. „Die sind gegen elf Uhr zurück“, endete ich und streckte mich gähnend, als ich auf dem Dach ankam. „Hey, machst du etwa schon schlapp?“, fragte Yuki vollkommen fassungslos. Ich grinste. „Ich hab doch Beate, Yuki“.

     

    Wir redeten über dies und jenes, Fee gab mir Beziehungstipps und ich hörte nur halbherzig zu. „Du musst ihn einfach ansprechen, trau dich!“, riet sie mir. „Fee“, setzte ich an – zum dritten oder vierten Mal in den letzten paar Minuten. „Fee, weißt du welche Ausmaße das Fettnäpfchen hat in das ich trete, wenn er mich maximal als Austreibung von Langeweile ansieht?“, fragte ich und Yuki legte mir mitfühlend den Arm um die Schulter, da man mir deutlich ansah, wie sehr mich diese Ratschläge aufregten. Fee wollte gerade wieder ansetzen, als Yuki abwehrend die Hände hob. „Ich glaub es reicht, lasst uns lieber zurück gehen, ansonsten kollabiert das hier noch“, meinte sie todernst und ich musste grinsen. Fee seufzte angestrengt und sah mit blauen Augen in die untergehende Sonne. Offenbar war da wirklich jemand verliebt… Yuki und ich kletterten bereits hinunter in die Dachkammer und gingen davon aus, dass Fee uns folgen würde. Früher oder später. „Machst du das Radio aus?“, fragte ich und nickte in die Richtung, aus der ein unregelmäßiges Rauschen drang, während ich nach wie vor damit beschäftigt war ein wenig ungelenk die Leiter hinunter zu klettern. „Fee?“, brüllte ich nach oben zur Dachluke hinauf. „Kommst du?“. Da wir beide, Yuki und ich, ganz genau wussten, dass Fee noch fauler war als ich (die blieb morgens im Bett liegen, wenn wir um sie herum aufräumten), gingen wir einfach schon los. Als wir am Tor ankamen holte sie uns ein und nestelte an ihrer Tasche herum. „Oh man Fee!“, beschwerte sich Yuki. „Du bist so ein Lahmarsch!“. Ich kicherte vor mich hin, doch Fee war vertieft in ihr Handy. „Oh – wie – süüüüüß“, entwich es ihr. Yuki stöhnte und ich fragte: „Was ist denn jetzt schon wieder?“. Meine älteste Freundin fuchtelte mir mit dem Handy vor der Nase rum und ich sah wortwörtlich Buchstaben vor meinen Augen tanzen. Irgendwann entriss ich ihr das Ding, denn wenn sie so weiter machte, würde ich den Rest der Nacht von tanzenden Buchstaben auf kleinen Bildschirmen träumen. „Hey Fee, ich liebe dich auch :-* Siam“. Ich warf ihr das Handy zu und sie fing es auf, als sei es eine heiße Kartoffel, die sie nicht fallen lassen, aber auch nicht festhalten konnte. Während sie über beide Ohren strahlte und uns auffordernd ansah, damit wir ihr sagen konnten wie neidisch wir auf sie waren und wie wir uns für sie freuten, stöhnten wir beide auf. „Och Fee!“.

    Natürlich freute ich mich für sie, doch nach allem was ich über den Vater ihrer zukünftigen Kinder so gehört hatte, passten die beiden einfach nicht zusammen. Und das bereitete ihr Sorgen. Sie hatte ihr das einmal gesagt, doch sie würde es nicht noch mal wiederholen. Das war ihr Leben und sie war selber Schuld, wenn sie nicht auf sie hören wollte. Ich hoffte nur inständig, dass sie sich da nicht in irgendwas verrannte, aus dem sie später nicht mehr hinaus kam. Nicht, dass ich damit irgendwelche Erfahrungen hatte – also auf dem Gebiet Jungs – aber ich hatte eine Vorstellung. Nun gut, im Grunde reichte auch das nicht. Eigentlich wollte ich sie nur davor bewahren etwas ganz, ganz Dummes zu tun…

     

    „Da seid ihr ja endlich!“, meinte Yuki, die über die noch warme Straße gelaufen war und vor der Haustür wartete. Die Hände in die Hüften gestemmt und uns vorwurfsvoll anschauend. Fee und ich, die Faulpelze schlechthin, schlenderten eher die Straße hinunter und kamen ein paar Minuten (wenn es sich überhaupt um Minuten handelte) nach ihr an. Gähnend holte ich den Schlüssel aus der Hosentasche und schloss die Tür auf. Die kleine Yuki, ja ja, die war schon immer eher die Hyperaktive gewesen. Ab und an war das auch mal ein bisschen anstrengend…

    Wir hatten unsere Schuhe gerade im Flur abgestellt und waren die Treppe hinauf in meinem recht geräumigen Zimmer verschwunden, als ich hörte, wie sich ein Schlüssel in der Tür umdrehte. Fee und Yuki hatten es sich bereits auf den Betten bequem gemacht und die Filme rausgeholt, doch ich schlenderte gelassen in den Flur im ersten Stock. „Na, wie geht’s euch?“, rief meine Mutter hinauf. „Gut, gut“, erwiderte ich schlicht. „Und, wie viele Filme habt ihr schon gesehen, hm?“, fragte mein Vater, der sich soeben die Schuhe im Flur auszog. Ihr kennt das sicherlich. Diese typischen Geräusche, die ihr immer und überall wiedererkennt. Bei mir sind solche Geräusche zum Beispiel das Schuhe ausziehen, das Umdrehen des Schlüssels im Schloss, oder wenn jemand die Treppe hinauf kommt. So kannst du abends bis tief in die Nacht hinein lesen und machst das Licht rechtzeitig aus, wenn ein nerviger Elternteil die Treppe hinauf poltert. Während dieses Gedankengangs war ich bereits wieder in mein Zimmer zurück geschlurft. Ein wenig irritiert bemerkte ich, dass Fee mit ihrem Laptop auf den Beinen an der Wand lehnte und auf meinem Bett saß. Achselzuckend realisierte ich diese Tatsache und schaltete mit dem Fuß die Stromleiste hinter meinem Fernseher an. „So, was darfs sein?“, fragte ich und drehte mich um. Erschrocken sah ich sofort in Yukis Gesicht, die einen Hundeblick aufgesetzt hatte und eine DVD hochhielt, auf dem in großen Lettern stand: „Fluch der Karibik“. Ich blinzelte sie an, verdrehte die Augen, legte den Film aber augenblicklich ein. „Juhu, Beate, komm zu mir!“, jauchzte Yuki, schmiss sich aufs Bett und grabschte förmlich nach der Pepsi-Flasche (ich frage mich nach wie vor, wie sie die auseinander halten kann, auch wenn noch niemand draus getrunken hat…). „Fee, gib mal Beate her!“, verlangte sie und Fee reagierte… wenn auch eine Spur zu langsam…

    Natürlich sprachen Yuki und ich den Film auswendig mit, tranken Rockstar und Cola und mit jedem Schluck wurde sie ein weniger durchgedrehter. Ich war das gewohnt. Mehr als gewohnt, immerhin schlief sie nicht selten hier, doch Fees Anwesenheit schien den Koffeineffekt nur noch zu verstärken. „Du kommst mir irgendwie bekannt vor, hab ich dich schon mal bedroht?“, fragte ich und sprach somit mit, was auf dem Bildschirm gesprochen wurde. „Mein Prinzip ist es, die Bekanntschaft mit Piraten zu meiden“, erwiderte Yuki und breitete weit die Arme auf „Ahh, dann wäre es eine SCHANDE deine Prinzipien über den Haufen zu werfen“, sagte ich abwinkend und verschwand auf Toilette. Lachend versteht sich. Mittlerweile war es Mitternacht, oder sogar danach, ich wusste es nicht genau.

    Als ich zurück ins Zimmer kam, brauchte ich etwas, um die Situation zu verstehen. Also, wenn eine Person Tränen in den Augen hatte, die Wimperntusche verschmiert und ein Schluchz-ähnliches Geräusch zu vernehmen war, dann musste selbst ein Vollidiot daraus herleiten war, das irgendjemand sich im Zustand „todtraurig“ bis „am Rande des Abgrunds“ befand. Nur ich, ich brauchte wie immer etwas länger…

    - „Gott, Fee! Alles okay mit dir?“, fragte ich, nachdem ich endlich begriffen hatte, dass sie heulte.

    Yuki hatte Taschentücher geholt und reichte ihr nun das x2-Extrapack. Welche göttliche Fügung da wohl hinter steckte.

    - „Scheiße verdammte“, meinte Fee nur und schüttelte den Kopf.

    - „Was ist denn los, erzähl schon“, drängte ich sie und legte ihr den Arm um die

    Schulter. So oder so ähnlich hatte ich das mal in irgendeiner schnulzigen Liebeskomödie gesehen…

    - „Mein Bruder ist so ein Arsch und Siam auch!“, schluchzte sie. Keiner von uns beiden fragte nach, aber sie sprach dennoch weiter. „Mein Bruder ist so ein Idiot… der ist seit zwei Jahren mit Ina zusammen, das weißt du doch, oder?“, fragte sie und ich nickte. Selbstverständlich wusste ich das. Bevor die beiden zusammen kamen hatte der Vater der beiden immer versucht mich mit Fees großem Bruder zu verkuppeln… „Ist doch toll, wenn die beste Freundin später mal den eigenen Bruder heiratet, oder?“. Selbstverständlich war das alles nur ein Scherz, aber mich hat es tierisch genervt und er meinte mich dauernd damit aufziehen zu müssen… schrecklich. Doch zurück zum Thema. Die beiden gingen auf meine Schule, wobei Fees Bruder erst seit letztem Schuljahr dorthin ging. Vorher hatte auch er in Duisburg bei Fee, ihrer Mutter und ihrem Stiefvater gelebt.

    „Der war total blöd zu ihr und Ina will sich jetzt umbringen, weil er sich von ihr trennt… und Siam…“, sie schluchzte und ich verstand allmählich die Welt (und vor allem den Zusammenhang) nicht mehr. „Hat ne Neue“. Ich schluckte meinen Stolz hinunter, hätte ihr nur zu gerne gesagt (wäre sie nicht meine Freundin gewesen), dass ich es ihr ja gesagt hab, doch ich reichte ihr lediglich ein weiteres Taschentuch. Sie vergrub das Gesicht in Händen und Taschentuch und schluchzte hinein. Zudem hatte ihr Stiefvater, das wusste ich, einen Schlaganfall gehabt, der ihr verdammt nahe gegangen war. Ich konnte förmlich dabei zusehen, wie eine Welt um sie herum zusammenbrach und ich mit meinem Zuhören und Schweigen nur Bruchstücke davon aufsammeln und wieder zusammenbauen konnte. Kleine Bruchstücke. Sodass nachher vielleicht gerade so das Fundament ihrer Welt noch stand. Mehr nicht… „Sie will sich umbringen! Umbringen!“, schluchzte sie. Ina und sie waren befreundet. Wie eng wusste ich nicht, aber sie kannten sich und ich wusste, wie emotional meine Freundin sein konnte, wenn sie wollte. „Ich glaube nicht, dass sie das macht“, meinte ich abwehrend und meine Stimme klang, zu meiner eigenen Überraschung, belegt und nahezu heiser. Ich räusperte mich, während Fee energisch den Kopf schüttelte. „Doch, tut sie. Glaub mir, ich würds ja auch tun!“. Das schockte mich erst, doch dann erinnerte ich mich selbst an etwas, das ich lieber vergessen wollte…

     

    Mary lag auf ihrem Bett, eine Hand voll Schlaftabletten vor ihrem Kopf, die sie aus tränennassen Augen anstarrte. Ihr Computer surrte vor sich hin. Auf dem Desktop eine Datei: „Ausdrucken und verteilen“. Sie hatte stundenlang Abschiedsbriefe geschrieben. Für Fee, für Yuki und sogar für ihren Klassenlehrer. Und nun lag sie da und wollte es zu Ende bringen. „Du wolltest so viel erreichen“, murmelte sie zu sich selbst. Der Beginn eines langen Selbstgesprächs.

    - „Schauspielerin werden“, sagte sie halblaut.

    - „Du hast nicht das nötige Talent dazu! Und deine Eltern kein Geld für die Ausbildung!“, wies ihre innere Stimme sie zurecht.

    - „…oder sogar Musicaldarstellerin, wie Yuki es werden will“, fügte sie kleinlaut hinzu.

    - „Singen kannst du kein bisschen, deine Stimme klingt schrecklich und tanzen kannst du auch nicht, kein Stück. Du bist so gelenkig wie ein Klumpen Lehm!“

    - „Einen Freund finden“, murmelte Mary weiter.

    - „Du? So hässlich wie du bist?“. Die Stimme in ihrem Kopf war von Wort zu Wort lauter geworden und nun hielt das Mädchen sich den Kopf zwischen beiden Händen fest. Ihr war schwindelig und sie fühlte sich grauenvoll.

    Und dann schluckte sie. Eine Tablette nach der anderen.

    - „Ich weiß nicht, ich dachte immer, ich wäre mir selbst zu wertvoll, um meinen eigenen Körper zu verletzen, aber… ich verstehs irgendwie“, meinte ich leiser als zuvor und noch immer von meinem kurzen Flashback irritiert. Das war gelogen, oder zumindest verschwieg sie ihr Tatsachen, die Yuki wusste. Sie hatte ihr von dem Suizid-Versuch erzählt. Wieso sie Fee nichts davon sagte war in diesem Moment wohl klar

    - „Ich hab mich schon mal geritzt…“, gestand Fee leise murmelnd und sah mich nahezu schuldbewusst an. Offenbar bereute sie es. Mein einziger Gedanke war eigentlich: „Wenn du wüsstest“, doch ich schwieg dennoch. „Hat nicht geholfen“, fügte sie hinzu und ich musste milde lächeln.

    - „Wir könnten uns auch einfach alle drei umbringen!“, schlug ich scherzhaft vor und sah grinsend zu Yuki – doch die war während des gesamten Gespräches irgendwie sehr, sehr still geworden. Und jetzt verschwand sie im Bad. Dazu sei gesagt, dass Yuki keine Minute auf der Toilette brauchte… keine Ahnung wieso, sie war eben immer schnell fertig. Und trotzdem war sie verhältnismäßig lang im Bad, während Fee die Hälfte der Taschentücher voll gerotzt und zusammengeknüllt auf mein Bett geworfen hatte. Das Bett, in dem ich später schlafen wollte… innerlich rümpfte ich die Nase, äußerlich legte ich den Kopf an ihre Schulter und versuchte sie zu trösten.

    „Die braucht aber lang“, meinte Fee nach einer Weile und ich nickte. Hastig stand ich auf und drückte die Klinke der Badezimmertür hinunter. Sie schloss nie ab. Nie. Ich klopfte zaghaft gegen die Tür: “Yuki! Mach auf!”, sagte ich mit verhaltener Stimme, doch ich bekam nur ein: „Nein“ als Antwort. „Alles okay bei dir?“, fragte ich und hörte deutlich, dass sie schluchzte. „Ja, alles okay, geh weg!“. Fee tippte nach wie vor auf ihrem Laptop herum und da es mittlerweile ein Uhr nachts war, hatte ich nicht vor herumzubrüllen oder die Tür einzuschlagen, wobei ich mich gedanklich bereits mit einer Kettensäge in der Hand vor der Badezimmertür stehen und Kleinholz herstellen sah.

    Doch dann hörte ich ein Klicken. Erleichtert öffnete ich die Tür und sah eine tränenüberströmte Yuki auf dem Klodeckel sitzen. „Was ist denn los?“, fragte ich verzweifelt und mitfühlend zugleich und fühlte mich allmählich mit der Gesamtsituation überfordert. „Ich weiß nicht, das ist alles zu viel“, schluchzte Yuki und ich versuchte in ihre dunklen Augen zu sehen, doch ihr Pony war mir im Weg. Wie sie da saß, zusammengekauert und kein Stück die selbstbewusste Yuki, die ich kannte… das tat weh. „Ihr redet von Selbstmord… u- und meine Eltern wollen sich trennen… und… dann hab ich doch g- gar keinen mehr!“, schniefte sie in ein Stück Toilettenpapier hinein. „Yuki! Als ob ich dich allein lassen würde!“, sagte ich und nahm sie in den Arm. Wie ein Klammeräffchen (was für ein mieser Vergleich) klammerte sie sich an mir fest und ich versuchte sie irgendwie zu beruhigen.

     

    Zugegeben, diese Übernachtung hatte ich mir anders vorgestellt…