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Nightbite

Prolog | Kapitel 1 | Kapitel 2 | ...diese Story wird nicht fortgeführt

Kapitel 2

„Wenn ich nicht durstig bin, dann geht es einfacher…“, erwiderte Rose dem Polizisten vor sich, der soeben eine Zeugenbefragung gestartet hatte. Ein Mann, um die sechzig, war aus seinem Fenster im dritten Stock gestürzt. Nun wurden alle Passanten befragt, die in der Nähe waren. Schwarzer Anzug und breite rote Sonnenbrille, waren die Dinge, die Rose vor den entsetzlichen Sonnenstrahlen bewarten. Mit einem Schreibblock in der Hand und dem Kugelschreiber in der anderen, blickte der blau uniformierte Polizist zu ihr auf und hob die linke Augenbrauche melancholisch langsam an. „Möchten sie ein Wasser?“, fragte er, doch Roses Antwort war ein Lachen. „Oh nein, nein, nein… nun beginnen sie endlich mit ihrer Befragung!“, erwiderte sie mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen. Sichtlich irritiert blickte der Cop zwischen der jungen Frau und seinem Block hin und her. „O-okay. Zunächst benötige ich einige Angaben von ihnen…“, sagte er mit bebender Stimme und schlug seinen Notizblock auf. „Ihr Name?“, fragte er. Rose sah nachdenklich aus, als müsse sie sich zunächst einen solchen ausdenken. Jeder erfahrene Polizist hätte gemerkt, dass sie ein Spiel mit ihm spielte, doch dieser hier scheinbar nicht. „Holly Mary Combs!“, antwortete sie nach kurzem Zögern. Während der Polizist ohne ein weiteres Wort zu verlieren den Namen der Schauspielerin notierte, die ganz gewiss nicht vor ihm stand, besah Rose sich den Schauplatz, der von der Polizei so sorgfältig abgesperrt worden war. Die Leiche wurde soeben in einen Wagen geladen, um zur Autopsie gebracht zu werden, während ein Team die Blutlache am Boden untersuchte. Tief einatmend roch Rose den rostigen Geruch des Blutes auf dem Fußgängerüberweg, während sie die nebensächlichen Gerüche von Pommesbuden und Souvenirläden, sowie Zigeunern, Zigarrenkisten und dem ganzen Müll verdrängte. „Okay… Ihr Geburtsdatum?“, fragte der Polizist und Rose blickte ihn wieder an. Hinter den Gläsern ihrer Sonnenbrille sah er ihre funkelnden Augen nicht, die ihn auszulachen schienen. „Nanana, man fragt eine Frau doch nicht nach ihrem Alter. Aber wenn sie es wissen wollen, 31. Februar 1973“. Auch das notierte der Polizist geflissentlich ruhig und ließ Rose Zeit, sich das Gebäude anzuschauen. Dass Rose eigentlich mit fünfzehn gestorben war und auch für immer so alt bleiben würde, bemerkte ohnehin nie jemand, da sie erwachsener wirkte, als sie war. „Baujahr... vermutlich 1980“, dachte sie und betrachtete angewidert den Betonklotz, der so dahin geklatscht wirkte, als hätte jemand einmal das dreckige Leben in San Francisco betonen wollen. Hier gab es absolut nichts sehenswertes, nachdem man jeden Tag mindestens einmal die Golden Gate Bridge überquert hatte und allmählich genug von der Augenkrebs erregenden Farbe hatte. Nachdem Rose dem Polizisten auch noch verklickert hatte, sie lebe in New Orleans, in der Stadt Wales, habe sechs Kinder, war nie verheiratet, ihre Kinder sind alle erwachsen und sie sei von Beruf Hotelmanagerin, nickte der Polizist. „Sehr schön. Was haben sie denn genau gesehen?“, wollte der Polizist wissen und sah sie auffordernd an. Er schien erleichtert den Papierkram hinter sich gebracht zu haben. Das ganze hatte etwa eine volle Stunde in Anspruch genommen! „Nichts“, antwortete Rose ohne jegliche Betonung. Als die Kinnlade ihres Gegenübers letztendlich nach unten klappte, zuckte sie lächeln mit den Schultern und ging mit großen, ausladenden Schritten an ihm vorbei, ohne sein erstauntes Gesicht zu beachten.

 

„Du hast ihm WAS erzählt?“, hakte Roses bester Freund Max (Mäx) nach und konnte sich vor Lachen kaum noch halten. Sein Wohnzimmer war gemütlich: Weiße Ledersessel, ein flauschiger roter Teppich und ein gigantischer Fernseher wirkten ziemlich einladend. Rose warf ihre Jacke grinsend an den Haken im Flur und betrat das Zimmer, in dem Max bereits auf dem Sofa saß und ein Glas mit roter Flüssigkeit in der Hand hielt. „Ich bin 18, am 31. Februar geboren, lebe in New Orleans, dort in der Stadt Wales, außerdem habe ich sechs Kinder, war aber niemals verheiratet. Außerdem sind meine Kinder selbstverständlich alle erwachsen. Mein Beruf? Hotelmanagerin!“, lachend warf sie sich auf einen der Sessel und nahm sich ein zweites Glas der roten Flüssigkeit. „Und er hat nichts bemerkt. Als ich dann sagte, dass ich nichts gesehen hätte… Du hättest seinen Gesichtsausdruck sehen müssen!“, prustete sie los. Max hatte sich vor Lachen gekrümmt und entblößte, wie Rose, strahlend weiße, blitzsaubere Zähne. Außerdem hatte er ebenfalls spitz zulaufende Eckzähne, doch das machte ihn nicht weniger sympathisch! „Ahhh, Spaß beiseite…“, sagte er dann etwas ruhiger, während Rose an dem Getränk nippte und ihn erwartungsvoll ansah. „Du sagtest es gäbe einen Notfall?“, fragte sie gefasst und Max nickte. „Allerdings. Ich befürchte, wir bekommen bald Besuch von den Flowrew (1)“. Als Rose entsetzt das Glas sinken ließ und der überraschte Gesichtsausdruck schließen ließ, dass sie wusste, von was Max sprach, zuckte dieser nur bedrückt mit den Schultern.

 

 

 

Flowrew: Max’ Erklärung: „Die sind schon ewig mit uns im Krieg. Im Grunde genommen sind sie genauso wie wir. Allerdings ernähren sie sich von Menschenfleisch und sind in der Hinsicht des Tötens sehr unvorsichtig. Schon oft hat man Leichen gefunden und ihrer Todesursache auf Vampire zurück geführt, obwohl es untere Todesfeinde waren, die da ihr Werk verrichtet haben. So wie wir sind sie unsterblich, doch eigentlich leben sie in einer Zwischenwelt, die sich nur selten öffnet. Für die Menschen sind das Feiertage, warum auch immer. Tage wie diese sind zum Beispiel Halloween und sogar Heiligabend!