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Nightbite

Prolog | Kapitel 1 | Kapitel 2 | ...diese Story wird nicht fortgeführt

Kapitel 1

San Francisco, 1991 - Weiße Villa am Strand, rote Vorhänge, die die Fenster verhüllen so gut es geht, strahlender Sonnenschein, doch in dem Raum, in dem wir uns befinden, ist es dunkel. Nur ein blasser Schimmer rötlichen Lichtes dringt durch die schweren Vorhänge und lässt die Tageszeit vermuten, denn nur am Mittag scheint die Sonne von dieser Seite auf die Fenster, sodass der gesamte Raum in ein mystisches Licht getaucht ist. Zu dem Raum gibt es nicht viel zu sagen. Weiße Wände, die mit dem gigantischem Kronleuchter an der Decke scheinbar nichts gemeinsam haben - dazu, auf einer Erhöhung im Boden, ein schwarzer Flügel. Die Klappe über den Tasten ist geöffnet, es ist ruhig, doch die elfenbeinfarbenen, langen Finger über den Tasten lassen erahnen, dass es nicht mehr lange so bleiben wird.

Schon bald erfüllt eine ruhige, traurige Melodie den Raum. Die Töne jedoch, werden von den schweren Vorhängen verschluckt, sodass es dumpf klingt. Irgendwie ist es eine traurige Melodie, doch nur für die Zuhörer, denn ein flüchtiges Lächeln huscht über das Gesicht der jungen Frau, deren Finger die Tasten nur zu berühren scheinen, damit sie Töne spielen. Strahlend weiße Zähne konnte man erkennen, als das bleiche Gesicht ein Lächeln gezeigt hatte. Eins von Wenigen scheinbar, denn das junge Gesicht war makellos und von so atemberaubender Schönheit, dass man es gar nicht beschreiben kann. Dagegen wirkt die schlichte, moderne Kleidung der Frau wie ein Manko, das jemand dorthin gepflanzt hat, um den schönen Anblick nicht vervollständigen zu lassen. Bluejeans und ein enges rotes Top zieren den wohlgeformten Körper, dessen weiße Hautfarbe sich perfekt davon abhebt. Ihre Augen sind geschlossen, doch soviel kann ich verraten, sie sind grün und passen so gar nicht zu dem Abbild dieser Schönheit. Das Selbe gilt für das lange, weiße Haar, das kunstvoll hochgesteckt ist und in stundenlanger Feinstarbeit zu einer atemberaubenden Frisur geworden ist.

Die Frau - oder sollte ich besser sagen, das Mädchen, denn sie wirkt älter, viel älter, als sie eigentlich ist - hört auf zu spielen, und als der letzte Ton verklingt, fahren ihre Finger über die Klappe, unter der die weiß-schwarzen Tasten des Flügels bald darauf verschwinden. Ihr wisst jetzt, wie sie aussieht. Doch wenn ihr wissen wollt, wer sie ist, müsst ihr weiter lesen. Nur euren Namen verrate ich euch noch, doch den später. Denn nun kommt der interessante Teil…

 

Es ist Abend geworden, die Vorhänge im Klaviersaal sind wieder geöffnet, der Raum ist leer. Jetzt fällt auf, dass es auf dem roten Samtteppich kein weiteres Möbelstück zu geben scheint. Der Kronleuchter an der Decke scheint ausversehen dorthin gehangen worden zu sein. Die Herrin des Hauses ist nicht mehr im Haus anzutreffen. Ihre Spur führt uns zum Strand, wo außer einsamen Menschen und vereinzelten Liebespärchen niemand um diese Zeit mehr umherspaziert. Das Augenmerk der Weißhaarigen, gilt einem jungen, attraktiven Mann mit kurzem braunem Haar, der barfuss, die Schuhe in der rechten Hand, am Strand entlanggeht und Gedankenversunken aufs Meer hinaus blickt. „Seinen Gedanken braucht er nicht mehr nachzuhängen…“, murmelt die junge Frau leise. Ihre Stimme ist dunkel und klar und irgendwo passt sie zu ihrem kräftigen Körperbau. Der Mann schlendert nun auf die Dünen zu, in denen der Tod bereits auf ihn wartet. Der Tod in Form von makellos weißen Zähnen, die sich in seine Halsader bohren und deren verursachter, höllischer Schmerz ihm nicht einmal die Gelegenheit gibt zu schreien. Kein Tropfen verfehlt sein Ziel in den Schlund der Frau, die eben noch so zerbrechlich gewirkt hat und jetzt als Mörderin dasteht. Mit einer Handbewegung löst auch die Leiche des Mannes sich auf. „Sei froh, um dein Leiden brauchst du dir keine Gedanken mehr zu machen!“, sagte sie sich leise, doch mit ausdruckslosem Gesicht. Wollt ihr ihren Namen nun immer noch wissen? Rose. Heißt sie. Einfach nur Rose.