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Und die Menschheit schweigt!

 

Lange Zeit hatte sie schon gewartet. Sollte sie es jetzt wagen? Wie würde er reagieren? Würde er sie trotzdem weiterhin ignorieren? Doch sie schaffte es einfach nicht. Sie konnte sich nicht überwinden. Sam war einfach zu schüchtern dazu. 5 Stunden hatte sie gebracht, um diesen verdammten Brief zu schreiben, und jetzt konnte sie ihn einfach nicht abgeben. Jetzt stand sie, wie jede große Pause, bei ihrer besten Freundin und deren Klasse. Immer wieder schaute sie zu ihm hinüber. Sollte sie es vielleicht doch wagen? Doch was genau soll sie dann sagen? Sam kam sich so dumm vor. Wieso konnte sie nicht einfach so mutig sein wir ihre beste Freundin? Stattdessen war sie ein schüchternes Emo- Mädchen. Wieder starrte sie ihn an. Seit mehr als einem halben Jahr kannte sie ihn bereits, doch erst vor zwei Monaten hatte sie ihn persönlich kennen gelernt. Doch schon drei Wochen, nachdem sie seine Stimme das erste Mal gehört hatte, wusste die, dass er es ist. Er war der Richtige für sie. Mit ihm wollte sie ihr ganzes Leben verbringen. Aber er hatte anscheinend andere Pläne. Er tat zwar immer so, als würde er sie lieben, doch schon nach ein paar wundervollen Monaten find er plötzlich an, sie zu ignorieren. Als Grund nannte er, dass Sam ihm mit ihrer Freundin zusammen zu kindisch war. Wie sollte sie auch sonst sein? Immerhin war sie erst 14 Jahre als. Als sie ihn so anstarrte, kamen all ihre alten Gefühle hoch, die sie schon seit langem unterdrückte. In dem Augenblick wurde ihr klar, dass sie ihn immer noch liebte. Doch er wollte ja nichts von ihr wissen. Jeden Tag, jede Stunde und Minute dachte sie an ihn. Sie hielt diesen Seelischen Schmerz einfach nicht mehr aus. Sam versuchte sogar, ihn mit anderen Schmerzen zu verdrängen. Immer wieder, wenn sie es nicht mehr aushielt, ritzte sie sich. Einen anderen Ausblick konnte sie sich nicht vorstellen. Jede Nacht träumte sie davon, wie es wäre, wenn er neben ihr läge und ihr durchs Haar strich. Es war ihr größter Wunsch. Jedoch einer, der nie in Erfüllung gehen wird. Wieso hatte er sich so verändert? Sah er denn nicht, was er ihr damit für Schmerzen zufügte? Wie konnte es ihm so schnell völlig egal sein? Sam verstand es einfach nicht. Jetzt guckte er sie auch an. Doch mit einem bösen Blick. Schell wendete sie ihre Augen wieder von ihm ab. Dieser Blick zerstörte sie innerlich. Er war alles, was sie wollte, aber nie bekommen würde. Egal, was für ein Arsch er doch wäre, sie würde ihn immer wollen. Einfach aus dem Grund, weil sie weiß, dass er auch anders sein kann. Er konnte so süß sein, wenn er wollte. Doch im Moment war ihm Alles egal. Bestimmt wäre es ihm auch egal, wenn sie sich umbrachte. Oft hatte sie ihm schon damit gedroht, und auch schon drei Mal versucht, doch ihr war es einfach nicht gegönnt zu sterben. Traurig guckte Sam zu Boden. Niemand sah die kleine Träne, die ihren Augen entwich. Mehr konnte sie unterdrücken. Sie riss dich von der Hand ihrer Freundin los und rannte so schnell es ging auf Toilette. Keiner machte den Versuch ihr zu folgen oder sie auf zu halten. Und so was sollen Freunde sein? In der Kabine liefen ihr immer mehr Tränen über die Wangen. Jetzt konnte sie nichts mehr unterdrücken. Schnell nahm sie ihre Rasierklinge aus der Hosentasche und setzte sich aufs Klo. Sie schob ihren Ärmel hoch und setzte sie an. Der Schnitt, der jetzt folgte, war tief. Jede Menge Blut floss auf den Boden unter ihr. Irgendjemand in den anderen Kabinen hätte es eigentlich sehen müssen, da es nach links und rechts floss. Doch Niemand sage ein Wort. Sam hätte sich grad genau so gut umbringen können und jeder hätte geschwiegen. Wieso ist die Menschheit nur so grausam? Wie konnte ein einziger Mensch nur so etwas tun? Ein weiterer Schnitt folgte. Um diesen Schmerz besser zu genießen, schloss Sam ihre Augen. Sie genoss es wirklich sehr. Sam öffnete ihre Augen wieder und hat dem Blut zu, wie es immer langsamer tropfte. Es hatte so ein schönes dunkles rot. Ihre Gedanken schweiften ab. Nun dachte Samantha daran, wie lange sie an über ein Geschenk für ihn überlegt hatte. Schon seit über 5 Monaten! Nun war ihr plötzlich etwas eingefallen. Sie schreckte aus ihren Gedanken auf. Endlich war ihr ein passendes eingefallen. Die schloss die Tür der Kabine auf und rannte auf den Schulhof. Wieder stellte sich Sam zu ihren Freunden. Nur ein wenig weiter abseits. Langsam zog sie die Rasierklinge aus ihrer Hosentasche. Niemand guckte sie an. Wieder schon sie ihren linken Ärmel hoch. Eine weitere Träne kullert über ihr Gesicht. Sie setzte sie Klinge wieder an. Einen Moment zögerte sie. Sollte sie es wirklich tun? Ja! Sie wollte ihre große Liebe endlich glücklich machen, auch wenn sie dafür ihr Leben lassen müsse. Fest drückte sie das silberne Ding an ihren Arm. Vor Schmerz zuckte sie kurz zusammen. Die ersten Tropfen von diesem wunderschönen Rot fielen auf den Boden. Plötzlich packte sie eine zittrige Hand an der Hand, in der sie die Rasierklinge hielt. Erschrocken sah Sam auf und blickte in den geschockten und zugleich beruhigenden Blick ihrer besten Freundin. Ruckartig sah Samantha zu der Person, der sie dieses Geschenk hatte machen wollen. Doch in seinem Blick sah sie nichts als Kälte. War es ihm egal? War es ihm wirklich egal? Oder hatte er es nur nicht gesehen? Doch Sam war sich sicher, dass er es gesehen haben muss. Mit Tränen in den Augen sah sie traurig ihre beste Freundin an. Sie flüsterte ihr zu, dass sie es besser am Nachmittag gemeinsam machen sollten. Und Sam nickte. Mit nichts als blanker Angst in den Augen. Sie sah zur Seite, zu all den Menschen, die sie kannte... die sie kannte, aber von denen niemand sie wirklich vermissen würde. Sie würden den Kreis enger schließen, um ihre Lücke zu füllen. So wie sie es immer taten, wenn jemand zum Kiosk oder auf Toilette verschwand. Sie würden den Kreis enger schließen, ja. Und nicht über das reden, was geschehen war. Sondern schweigen...

by Fenja Olbertz [& Marie Krist]